Moormarathon 31.08.08

Goldenstedt hat nur einen Aldi und eine Handvoll Häuser. Sonst nix. Warum fährt man für einen Marathon dann dort hin? Einfach so! Weil´s verrückt ist, und weil ich laufen kann ! Der Start ist Sonntag 31.08.08 am Natur und Informationszentrum, kurz NIZ. Anne, die die Organisation des Marathon übernommen hat weist mir für die Übernachtung den "Schafstall" zu, ein großes Gebäude aus Torfsoden, mit einer herrlichen Sonnenterasse mit Grill. Ich ziehe aber eine kleine Hütte, die als Abstellkammer dient vor, da ich den großen Raum des Schafstalles mit meinen Moskitokillern kaum plagegeisterfrei halten kann. Neben der Laufstrecke finde ich eine Buchweizenpflanze.Im Mittelalter, vor der Zeit der kartoffeln wurde im Frühjahr das Moor abgebrannt. Dadurch wurden wichtige Nährstoffe freigesetzt. In die warme Asche wurde dann der Buchweizen (keine Weizensorte, sondern eine Knöterichart) gesäht. Im NIZ gibt es allerlei Leckereien aus Buchweizen , allerdings aus ferneren Anbaugebieten... Ich gehe einen Teil der Marathonstrecke ab. Neben dem Weg immer wieder Warnschilder. Mir drängt sich die Frage auf: "Kann man im Moor versinken?" Also, nix wie los, runter vom Weg auf die dicken Grasspflanzen.....nunja, es ist ja August, aber im Nu steht man bis zu den Knien im vorher unsichtbaren Wasser. Also. im Sommer geht hier nix, höchstens wenn das Moor zugefroren ist . Also morgen beim Marathon immer schön auf dem Weg bleiben..... Neben den Wegen wird immer noch Torf gestochen. Die Konzessionen für die letzten zwei verbliebenen Torfstecherfirmen laufen noch einige Jahre. Ohnehin ist es besser, durch das Torfstechen den Wasserspiegel des Moores abzusenken, damit das Gebiet nicht trockenfällt. Die Torfmaschinen heben diese Gräben aus und häufen die Soden zum Trocknen an.....hier kann man gefahrlos nach Moorleichen suchen, doch diese Soden hier könnte man auch im Baumarkt bewundern. Bei Kilometer 3 dann eine Überraschung: Eine Wespenspinne. Ein prachtvolles dickes Exemplar, wohl eines der ersten hier in diesem Gebiet. Sie wird uns Läufern am nächsten Tag nicht gefährlich werden können, da ihre Giftklauen zu schwach sind , um die gestählten Läuferbeine zu durchdringen, jedoch haben manchen Halbmarathonläufer vielleicht aus diesem Grund diese albernen Stützstrümpfe angezogen ?!? Am Abend quatsche ich mit Dirk und Heino, die hier im Moor arbeiten. Dirk erzählt von den sieben Bomber, die hier im Moor samt Piloten gefunden wurden.Sie zählten wohl zu den Rund 150 Rammjäger, die am 7. April 1945 zu ihrem einzigen Einsatz starteten. Ihr Auftrag bestand darin, die an diesem Tag in den norddeutschen Raum einfliegenden Bomber der 8. US-Luftflotte durch gezieltes Rammen zum Absturz zu bringen. Es kam es zur letzten Luftschlacht des Zweiten Weltkrieges über Deutschland, die ein Großteil der eingesetzten Piloten mit dem Leben bezahlten. Noch heute gelten viele von ihnen als vermißt. Ihre Spuren verlieren sich in den Mooren und Wäldern Niedersachsens. Ob es sich bei dem Piloten, der samt seinen Flugzeuges in der Nähe des NIZ gefunden wurde um einen Deutschen, Briten oder Amerikaner handelt, kann mir niemand sagen,der Propeller der 2002 gefundenen Machine wurde jedenfalls ein Jahr später beim ersten Moormarathon gestohlen.Demnach könnte uns hierzu ein Marathonläufer und Souvenirjäger Auskunft geben. So läßt man über dieses dunkle Kapitel der Geschichte lieber weiterhin das Moos wachsen.... Bis spät in die Nacht übe ich mit Heino die optimale "Getränkegrifftechnik", was mir am nächsten Tag an den Verpflegungsstationen einen ungeheuerlichen Vorteil verschaffen wird. ich genieße diese außergewöhnliche Ruhe des Moores auf der Terasse des Schafstalles ;-) es ist unheimlich still im Moor, kein Frosch, kein Vogel, kein Mensch mehr weit und breit. Ein letzter Gruß in den Fotoapparat, bevor ich den Marathonschlaf des Gerechten antrete..... ...meine Schlafstätte macht anscheinend soviel Eindruck, daß dieses Foto in der offiziellen website des Veranstalters erscheint ;-)) aber schließlich war ich auch der einzige Verrückte, der an diesem mückenverseuchten Ort übernachtet hat...... Start ist pünklich um 9 Uhr für 86 gemeldete Marathonläufer und über 300 gemeldete Halbmarathonläufer. Da man sich bis kurz vor dem Start anmelden kann, hatten sich an diesem Morgen noch 56 !!!! Marathonläufer angemeldet. Bei km 3, in der Nähe der Wespenspinne wird es matschig. Die tiefen Furchen wurden notdürftig mit Plastikband markiert....in der Hektik springen die Läufer kreuz und quer...... Draußen, in der Gluthitze des flimmernden Moores sind die Wege mit Sand aufgeschüttet. Die Moorbahn, mit der die Torfsoden abtransportiert werden kreuzt die Laufstrecke und bringt Abwechslung in die kilometerlangen Wege.... Am Rande des Moores, im Siedlungsgebiet geht es beschaulich zu . Daß hier ein Marathon gelaufen wird , scheint niemanden zu interessieren... ...dann laufe ich aber doch noch an einer größeren Ansammluing jubelnder Einheimischer vorbei ;-) der Marathon wird in 2 Runden gelaufen....die Wege sind richtig scheiße. Aber was soll´s, ist ja ein schöner Landschaftslauf , hihihi, Aber wenn ich daran denke, daß ich nach 20 Kilometern hier nochmal durch muss.... bääähhhh. Zwischen den trocknenden Torfsoden steht mittlerweile die Hitze....die Landschaft ist interessant und grausam...... bei der Halbmarathonmarke liege ich auf Platz 13 !!! Ich rechne mir schon einen Platz auf dem Podest aus. Ich bin richtig fit und habe keine Angst vor der immer stärker werdenen Hitze. Die Halbmarathonis laufen mir entgegen und grüßen mich...tolles Gefühl mal an der Spitze zu laufen..... ....dann kommt wieder die Stelle bei Km 3 , bzw jetzt 24. der Weg verschwimmt vor meinen Augen....höchste Konzentration ist jetzt angesagt, denn die Sumpflöcher sind tief..... Lauert hier nicht irgendwo die Wespenspinne ;-) bei km 28 oder so mache ich einen Stopp und laufe in den offenen Kuhstall hinein....ich will wenigstens ein bißchen von den Einwohnern bewundert werden hahahahaha. Leider ist die Linse mit Powergel verschmiert igittigitt schnell hört der Spass aber auf als ich erst durch die Felder und dann wieder hinaus in die Gluthitze des Moores laufen muss....... diese unangenehmen, sandigen Wege mit den Schlaglöchern sind eine Tortur. Auf meinem Rücken haben sich zwei Pferdebremsen festgesaugt und ich schlage wild um mich......aber Bremsen können mich nicht bremsen! nach 5 Kilometern endlich die Versorgungsstation bei km 39 !!! Erfrischt und erfreut setze ich zum Endspurt an. ...noch 8 Minuten bis zum Ziel !!! Hau rein Alter! Die Luft über den Torfsoden ist mittlerweile bei über 30 Gtrad angelangt... ..noch 2 Minuten bis zum Ziel, als mir ein Krankenwagen mit Blaulicht entgegenfährt..... aber nicht für mich! Ich bin topfit! Zieleinlauf mit 3:50. 11 ter Platz der Marathonläufer, auf der zweiten Hälfte habe ich noch(oder nur?) zwei Läufer überholt. Links und Rechts stehen die Moorhexen und jubeln mir zu ;-) wenige Minuten später bin ich vor den Duschzelten, die die Bundeswehr für uns aufgebaut hat. Klasse! und ein letztes Foto mit den Moorhexen...Tschüß bis zum nächsten Jahr dann..... Vor-Organisation/Anmeldung/Info:

Vor-Organisation/Anmeldung/Info: Note 2 Vor -Programm (Stadtbes., Streckenbes. Nudelparty ): man kann auf eigene Faust schön durch das Moor wandern.Das NIZ hat eine wunderschöne Sonnenterasse und einwenig Information.Ein Moortunnel und ein kleiner Rundweg sowie Picknickplätze und Kinderspielplatz sind vorhanden.Ein kleiner Bahnhof , von dem ab 15 Uhr die Moorbahn losfährt. Stimmung/Spaßfaktor: Note 3 Streckenführung/Erlebnisfaktor : Note 2

Verpflegung durch die Organisation: Note 3, auf den heißen Streckenabschnitten fehlen ein bis zwei Verpflegungs-stationen,Papp-statt Plastikbecher wäre schon schön.

Teilnahme der Bevölkerung: es gibt im Moor keine Bevölkerung ;-)

Zielbereich: Attraktivität/Verpflegung:Note 4, bißchen dürftig, mehr Verpflegung nur gegen Bezahlung

Nachparty :Note 3, entwicklungsfähig, da geht bald mehr...

Preis/Leistungsverhältnis: Note 1

Bemerkung:

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