7.Untertage Marathon Sondershausen 06.12.08

Sondershausen liegt in Thüringen, am Arsch der Welt. Am früher Morgen fahren etwa 400 Läufer in diesen ein.Wir haben den weltweit tiefste Marathon im ältesten Kalibergwerk der Welt vor uns..... geplant war Einfahrt über 2 Schächte. Wegen "nichtgeplanter Bauarbeiten" mussten wir alle über einen Schacht einfahren das bedeutete etwa 1,5 Std Wartezeit vor dem 3 stöckigen Förderkorb, bevor wir ins warme Innere kommen.Während des Laufes besteht "Helmpflicht". Unmittelbar am Schacht wummert der warme Atem der Tiefe empor. Der Förderkorb besteht aus leichtem,offenem Gitter mit Lederverkleidung ...über mir 2 Körbe Läufer, dichtgedrängt, stockdunkel,unter mir 700 Meter gähnend-warmer Abgrund . 4 Minuten dauert die rasante Fahrt hinab. Verladung in Cabrio-Laster,dichtgedrängt, in Winterkleidung, bei fast 30 Grad. schon viel gelesen von der halsbrecherischen Fahrt durch den Untergrund ohne Verkehrsregeln....es geht steil hinab und plötzlich extrem aufwärts,der Wagen springt hoch,wir krallen uns erschrocken fest : " Oh das war wohl schon ein Läufer". Warmer Fahrtwind, Eindruck von der höllischen Laufstrecke,scharfe Wenden,orientierungsloses Poltern im glitzernden Halbdunkel Ankunft am Start/Zielbereich. Bergmannskapelle.Partystimmung.Nur Verrückte hier anwesend :-)) Den amtierenden Weltmeister Horst Preisler hatte ich letzte Woche kennengelernt (siehe Arolsenbericht), hier tritt heute Christian Hottas, der Vizeweltmeister und die amtierende Weltmeisterin der Frauen, Sigrid Eichner an. Statistik hier Sigrid Eichner vor ihrem 1334 Marathonlauf, und ihrem 100ten in 2008 Startaufstellung, es gibt dieses Jahr einen sogenannten "Ehrenstart" wie bei der Formel 1, will heißen: erstmal 300 Meter weit, eine Teilstrecke nach oben bis zum eigentlichen Startpunkt. Gelegenheit die Härte der Strecke kennenzulernen. die Strecke führt in einem 8-förmigen Rundkurs von etwa 10,5 km Länge über je 310 Höhenmeter.Hier Foto nach dem ersten Durchgang "Mannmannmann ! nicht übel, das gibt heute ein hartes Rennen!" Foto beim 2.Durchgang , dabei fällt mir die Beschreibung des Laufes ein: "Die extremen Bedingungen unter Tage (25°C und nur 30% Luftfeuchtigkeit) fordern von den Aktiven höchste physische und psychische Leistungen ab. Nur sehr gut trainierte Läuferinnen und Läufer sollten sich dieser wohl härtesten Marathonstrecke stellen." die Steigungen summieren sich auf insgesamt 1240 Höhenmeter.Die meisten sind nur gehend zu bewältigen. als das Bergwerk 1991 stillgelegt wurde, parkte man hier Dutzende Arbeitsfahrzeuge.. in 17 Jahren legt sich eine dünne Salzschicht über die Fahrzeuge es ist der interessanteste Teil der Extremstrecke.Die Kristallwände werfen den Schall meines Mp3-Handys zurück: ACDC und die neue von Gun´s & Roses.... hier Foto vom Indianer Joe(nes) auf der Suche nach dem Kristallbier der tierische-steile Anstieg...hier kämpft jeder für sich.. der Atem geht keuchend,die Zunge ist salztrocken aber Zeit für ein Foto muss sein, ein Laufkumpel aus Estland braucht sowieso eine Pause ;-)) nur gehend zu bewältigen, das Salz brennt auf der verschwitzen Haut.Der Untergrund ist schwer einzuschätzen:Mal glänzend weiß,mal rötlich-gläsernd (das ist der glatteste) mal salzig-staubig bis steinig-kristallin. ebenso steil wird es wieder hinabgehen...der Boden glänzt salzig-rutschig am Bauch des 8-förmigen Rundkurses gibt ein ein Stück an dem man entgegengesetzt läuft.. Gelegenheit eines der Nikolaus-Mädchen zu fotografieren :-) alle 2,5 km eine Verpflegungsstation, die werden auch gebraucht.... die salzig-warme Luft saugt das Wasser aus dem Körper,die Steilstrecken zehren an den Kräften alte Kabel garnieren die geäderten Wände steil gehts es wieder abwärts, vorsichtiges Abbremsen,die Oberschenkel schmerzen höllisch irgendwo eine Km-Markierung, doch für welche Runde gilt die?Abundzu ein lauter Bergmannsgrußim Dunkeln : "Rööölps", oder "Bööörbs". Ansonsten ist es sehr still, kein Vogelgezwitscher,Windhauch oder Motorengeräusch..nur das Platsch,Platsch der Schuhe Blick in eine Seitengasse. Es gibt keine Abstützungen,keine Verstrebungen,nur blankes Salz, doch manchmal meine ich ein leichtes Knacken zu hören in der Stille, so als möchten die 700 Meter Gesteine über mir meinen Lauf unterdrücken... das Wettertor markiert die höchste Stelle des Rundkurses noch schnell ein Foto,geschoßen von einem Streckenposten, der dösend auf einer Ladefläche lag :-) letzter Verpflegungspunkt vor Zieleinlauf nach dem Zieleinlauf in 4:36...... treffe ich noch Roland, den Sporttherapeuten, den ich vom 6 Std-Lauf in Troisdorf kenne "..Nordic-Walking bringt die Alten wenigstens von der Glotze weg..." ...sowie 100km- Bielbezwinger 2008 , Jirka, den ich vom Mannheim-Marathon kenne ab 17 Uhr können wir über die leere Laufstrecke zurück zum Schacht fahren.........Nach einem der allerschönsten Lauferlebnisse, total verrückt und absolut oberaffenscharf. Ein besonderer Gruß an Jürgen Fries den Hawaianer, der verletzungsbedingt nicht teilnehmen konnte.Leider war unsere Wettkampfnachbesprechung im Keller der Posthalterei zu kurz ;-) Bericht von Wolfgang Bericht in der FAZ zum 7.Untertagemarathon

4 Kommentare:

Blumenmond hat gesagt…

Wow - muss ein tolles Erlebnis sein. Danke für den Einblick.

Anonym hat gesagt…

Wahnsinn! Und Deine vielen Fotos, einfach super! Ja klar, dass Du bei den Untertagehügeln für jede Verschnaufpause dankbar warst ;-)

Bist trotzdem einer meiner Helden!

Gruß Monika

Jörg hat gesagt…

Cole Fotos und ein schöner Bericht. Ich bin da mal einen 10er gelaufen. Irgendwie fand ich das aber ausreichend.

Jörg

Indy hat gesagt…

Hallo Joe, wenn ich die Bilder sehe, blutet mir jetzt noch das herz, dass ich nicht mitlaufen konnte - schöne Bilder!